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Lunchtime Lecture am 12.12.2024

Thomas Gronegger zum Thema: „Surplus* Dorf und Landstadt. Denkraum und Werkstätte für Utopien im Ländlichen“

Dorferweiterungen entwickeln sich in den meisten Fällen nach und nach in (immer wieder neu) festgelegten Bereichen, die meist nach pragmatisch gegebenen Möglichkeiten ausgewählt und an die bestehende Struktur angestückelt werden. In der Regel folgen die neuen Strukturen dabei eigenen, meist pragmatischen (Erschließungs-)Regeln und suchen keinerlei inneren Dialog mit den Charakteristiken der bestehenden Orte.

 

Das ist besonders dann problematisch, wenn gelungene urbane oder dörfliche Typologien (z.B. gegründete Dörfer oder Städte oder architektonische Strukturen), die ein wertvolles regionsspezifisches kulturelles Erbe darstellen, durch die neuen Strukturen in ihrer Erscheinung verunklart und räumlich gestört werden. Gleichzeitig sind aber auch die genannten bestehenden Strukturen häufig mit der Notwendigkeit des Wachsens konfrontiert. 

Dies führt zu einer Dilemma-Situation: einerseits müssen auch bestehende baukulturell wertvolle städtebauliche Strukturen wachsen, andererseits führt ein unkontrolliertes Anstückeln an bestehende Strukturen zu einer Schwächung der typologischen und räumlichen Qualitäten.

Eine Lösung des skizzierten Problems könnte die Gründung von „Neustädten“ bzw. „Neudörfern“ sein. In geeigneten Orten könnte ein dem Bestehenden bewusst und kraftvoll gegenüber gesetztes, verdichtetes Pendant dafür sorgen, dass sich Alt und Neu wechselseitig stärkend und bereichern. Ein Gegenüber das mit den bestehenden Orten zu einem langfristig geplanten, polyzentrischen Gesamtorganismus ausgebaut wird und an die Kultur über Jahrhunderte beharrlich gewachsener Weisheit urbaner Gründungen moderat innovativ und weitsichtig anknüpft, ohne wucherndes Flickwerk zu bilden.

Wann: Donnerstag, 12.12.2024, 12:30-13:30 Uhr
Wo: Auditorium NDU
Wer: Thomas Gronegger in der Moderation von Martin Düchs 

 

CV Thomas Gronegger

Geboren 1965 in München. Bis 1992 Studium des Fachs „Kommunikationsdesign“ an der FH Augsburg. Bis 1996 Interdisziplinäres Studium Irregulare „Bildende Kunst und Baukunst“ an der Hochschule für angewandte Kunst Wien in den Bereichen Bildhauerei und Architektur. Einreichung des Buchs „Das Ricetto der Biblioteca Laurenziana“ in Hamburg an der Hochschule für bildende Künste als unabhängige Dissertation. Mehrjähriger Forschungsaufenthalt in Florenz und Rom. 2002 künstlerisch-wissenschaftliche Habilitation mit „Roma Decorum“ an der Akademie der bildenden Künste Wien. 2004/2005 Mitglied im Gründungsgremium der New Design University St. Pölten (NDU). Leitung der Lehrveranstaltungen zu Wahrnehmungsmethoden, Zeichen - und Formenwerkstatt. Seit 2010 Aufbau und Entwicklung einer vitalen Partnerschaft mit der Transilvanian University Braşov und weiteren Universitären Institutionen im In- und Ausland. Seit 2020 Forschungsprojekt „Surplus, Dorf und Landstadt“.

In meiner Arbeit geht es mir darum, neue Erkenntnisse durch historische und handwerkliche Perspektiven in die gegenwärtigen Denk-, Erzähl- und Gestaltungswelten zu

erschließen. Dabei spielt das analoge Entwickeln messender, zeichnerischer und morphologisch analysierender Methoden eine wesentliche Rolle. In meinen Forschungsprojekten bin ich an Themen interessiert, die sich mit analogen, künstlerisch-wissenschaftlichen Analyseformen im Umgang mit Objekten, Bauten und urbanen Gefügen und deren Materialien, Strukturen und Typologien besonders im ländlichen Raum beschäftigen. Zahlreiche Publikationen und Ausstellungen zu diesen Themen.

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